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Title: Die Bibel mit Jesus auslegen
Author: Hans Peter RoyerClick here to get further informations
Location: Aufatmen 3/2012
Passage: Johannes 3, 16 (Johannes-Evangelium, Jh.) und Matthäus 22, 27 (Matthäus-Evangelium, Mt.) und Lukas 5, 4 (Lukas-Evangelium, Lk.) und Apostelgeschichte 8, 26 (Apg.) und 1. Thessalonicher 5, 26 (Erster Thessalonicherbrief) und 1. Korinther 11, 5 (Erster Korintherbrief) und Matthäus 17, 1–8 (Matthäus-Evangelium, Mt.) und Johannes 1, 17 (Johannes-Evangelium, Jh.) und Johannes 5, 39–46 (Johannes-Evangelium, Jh.) und 2. Korinther 3, 14–17 (Zweiter Korintherbrief) und Psalmen 6, 6 (Psalmen) und Hebräer 1, 1–3 (Hebräerbrief) und Johannes 14, 9 (Johannes-Evangelium, Jh.) und Johannes 10, 30 (Johannes-Evangelium, Jh.) und 2. Korinther 5, 19 (Zweiter Korintherbrief) und Johannes 5, 36 (Johannes-Evangelium, Jh.) und Kolosser 1, 15–19 (Kolosserbrief) und Matthäus 11, 27 (Matthäus-Evangelium, Mt.) und Hebräer 8, 13 (Hebräerbrief) und Römer 9, 1 (Römerbrief) und Markus 3, 1–6 (Markus-Evangelium, Mk.) und Markus 2, 23–27 (Markus-Evangelium, Mk.) und Lukas 9, 51–55 (Lukas-Evangelium, Lk.) und 2. Könige 1, 1–12 und 2. Könige 2, 23–24 und 1. Johannes 4, 8 (Erster Johannesbrief) und 1. Johannes 4, 16 (Erster Johannesbrief)
Language: german (Germany, Austria, Liechtenstein, Switzerland)
Category: Magazin/Article
Date/Time: 2012
Pages: 7
ID: 35234
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Keywords: Gibt es eine bibelgerechte Art, die Bibel auszulegen? Über eine biblische Hermeneutik und wie uns Jesus vom Gesetz frei macht. Von Hans Peter Royer
Die Art, wie man die Bibel versteht, auslegt und erklärt, nennt man Hermeneutik - ein Wort, das so klingt, als ob diese Disziplin Theologen vorbehalten wäre. Jeder Mensch aber, der die Bibel liest, praktiziert Hermeneutik. In der Stillen Zeit, in Bibelkreisen oder privaten Gesprächen wird Hermeneutik praktiziert - jeden Tag. Christen, die sich als "bibeltreu" bezeichnen (ich zähle mich dazu), haben mich bereits als jungen Christen eine wichtige hermeneutische Grundregel gelehrt: dass ich immer die Bibel mit der Bibel auslegen muss. Eine gute Grundregel, ich praktiziere sie bis heute. Aber mit dieser Grundregel allein bin ich bald auf Grenzen gestoßen. Mit den "drei Gefäßen der Hermeneutik" möchte ich das erläutern.
Die drei Gefäße der biblischen Hermeneutik
Wann immer wir die Bibel zu verstehen versuchen und auslegen, legen wir den gelesenen Bibeltext - bewusst oder unbewusst - in eines von drei Gefäßen:
Nr. 1: Hier hinein kommen ganz automatisch jene Bibelverse oder Passagen, deren Bedeutung zu jeder Zeit, für jeden Menschen und an jedem Ort der Welt gültig sind - egal, ob du heute in Stuttgart lebst oder im Jahr 1006 in Konstantinopel. Diese Texte sind in der Regel leicht zu erkennen und einzuordnen. Beispiel: Johannes 3, 16, Matthäus 22, 27
Nr. 2: In dieses Gefäß geben wir automatisch und unbewusst all jene Verse der Bibel, die - abgesehen von wenigen Ausnahmen - hier und heute für niemanden mehr gültig sind. Für einen einzelnen Menschen in Israel mag er eventuell noch gelten, aber ganz sicher nicht für mich in Österreich. Beispiel: Lukas 5, 4. Obwohl Jesus hier auffordert, im See Genezareth fischen zu gehen, kaufe ich mir kein Flugticket nach Israel, um das zu tun. Wir wissen, dass dieser Vers vor 2000 Jahren für Petrus galt. Anderes Beispiel: Apostelgeschichte 8, 26. Das Leben wäre einfach, gäbe es nur diese zwei Gefäße. Aber es gibt noch ein drittes - und das ist das "Problemgefäß".
Nr. 3 - die Problemschachtel: Ein Gefäß für all jene Bibelpassagen, deren Prinzipien für alle Menschen an jedem Ort und zu jeder Zeit gelten. Das Ausleben allerdings und die Anwendung dieser Prinzipien ist abhängig von Kultur, Zeitepoche und Ort. Gut zu demonstrieren ist das an 1. Thessalonicher 5, 26. Paulus gibt den Christen hier ein ganz konkretes Gebot: "Grüßt alle Brüder mit heiligem Kuss." Ich war schon bei vielen christlichen Veranstaltungen in Europa, aber ich habe - mit einer Ausnahme - nie erlebt, dass Brüder sich beim Gruß geküsst hätten. Und schon gar nicht auf den Mund. Dabei würden sich all meine Besuchsziele als "biblisch" bezeichnen - was ich, was nun diesen Vers anbelangt, nicht bestätigen könnte. Ich bin froh darüber, dass ich von Männern nicht geküsst werde. Aber was tun wir nun mit diesem Gebot des Paulus? Ganz einfach: Er kommt in Gefäß 3. Es stimmt nach wie vor, dass wir uns grüßen sollen. Aber wie das gemacht wird, ist abhängig von Ort und Zeit.
Völlig unbewusst und selbstverständlich ordnen wir verschiedene Bibelverse verschiedenen Gefäßen zu. Das ist völlig legitim. Ein Problem taucht nur dann auf, wenn wir glauben, es sei völlig offensichtlich, welche Verse in welches Gefäß gehören. An dieser Stelle beginnt in der christlichen Landschaft der Kampf darum, wer nun "wirklich bibeltreu" ist und wer nicht.
John Stotts Nuss-Beispiel
Der englische Theologe John Stott hat dazu etwas Hilfreiches gesagt: Er vergleicht Hermeneutik mit einer Nuss. Eine Nuss besteht, grob gesagt, aus zwei Teilen - der Schale und dem Kern. Die Schale ist sicht- aber nicht essbar und darum für uns nicht so wesentlich. Der Kern ist das Innenleben. Der ist wesentlich für uns, denn er ist essbar. Stott sagt nun, dass manche Bibelverse wie eine Nuss betrachtet und ausgelegt werden müssen. Da ist einerseits der Kern, das Wesentliche bzw. die universelle Wahrheit - etwa das "Grüßt einander ..." Die Schale dagegen repräsentiert den äußeren Ausdruck dieser Wahrheit wie das "mit dem heiligen Kuss".
In der Bibelauslegung scheinen mir zwei entgegengesetzte Fehler begangen zu werden: Entweder wir werfen die ganze Nuss (Bibelvers) in Gefäß Nr. 1 - Kern und Schale haben dieselbe Wichtigkeit. Der Gruß an sich und die Ausdrucksform als Kuss sind beide gleich wesentlich. Als bibeltreuer Christ musst du deshalb beides tun, sonst bist du ungehorsam. Oder wir werfen die ganze Nuss (Bibelvers) in Gefäß Nr. 2. Das hieße, der ganze Vers ist unwesentlich für Christen heute. Weil der Kuss eine kulturell geformte Ausdrucksweise ist, sei auch der Gruß kulturell zu verstehen. Deshalb könne man heute beides vergessen.
Die Vielzahl von Konfessionen und Gruppierungen ist entweder unsere größte Stärke oder unsere größte Schwäche.
Unterschiedliche Interpretationen der Bibel: Stärke oder Schwäche der Christenheit?
Ich möchte veranschaulichen, wie ich diese Spannung in den unterschiedlichen Interpretationen der Bibel erlebe. Ich sehe es als Vorrecht, dass ich in vielen verschiedenen Kirchen, Gemeinden und Konferenzen Christus predigen darf. Ich glaube, dass die Vielzahl von Konfessionen und Gruppierungen entweder unsere größte Stärke oder unsere größte Schwäche ist - abhängig davon, wie wir uns gegenseitig erkennen und wie wir voneinander reden.
Nicht selten spreche ich am Vormittag in einer und am Abend in einer anderen Gemeinde. In der ersten Gemeinde betrete ich den Gottesdienstraum und, obwohl viele Menschen da sind, ist alles sehr leise. Die Frauen tragen zum großen Teil Kopftücher, auf dem Podium sitzen ausschließlich Männer und die Gottesdienstbesucher unterhalten sich flüsternd. Auch Gottesdienstleitung und Predigt wird ausschließlich von Männern gemacht. Ich frage einen der Ältesten, warum das hier so ist. Darauf schaut er mich verwundert an und fragt: "Kennen Sie denn die Bibel nicht?" Er verweist mich auf eine Stelle im 1. Korinther 11, 5: "Jede Frau aber, die mit unverhülltem Haupt betet oder weissagt, entehrt ihr Haupt." Da steht es doch! Dann frage ich ihn, warum denn dann die Frauen hier nicht weissagen (predigen) oder von vorne beten. Darauf antwortet er mir, dass dieses Detail nicht für heute gelte, weil ja an einer anderen Stelle stehe, dass Frauen schweigen sollten. Dieser Ansicht nach ist also das Tragen von Kopftüchern für Frauen eine universelle Wahrheit, das Predigen und Beten im Gottesdienst gilt jedoch für Frauen heute nicht mehr. Das Kopftuch kommt ins Gefäß Nummer 1, das Predigen ins Gefäß Nummer 2.
"Ihr seid nicht biblisch!"
Am Abend komme ich dann in eine andere Gemeinde. Ich muss sie nicht lange suchen, weil die Lautstärke ihrer Musik mir bereits die Richtung angibt. Beim Eintreten fühle ich mich eher wie in einem Kinosaal. Es wird laut geredet, einige beten in Zungen, Frauen und Männer predigen und sind im Ältestenamt vertreten. Ich frage wiederum einen der Verantwortlichen, warum sie das hier so machen. Darauf schaut er mich verdutzt an und fragt: "Ja, hast du keine Ahnung von der Bibel?" Er verweist mich auf dieselbe Stelle 1. Korinther 11, 5 und erklärt mir, dass bereits dort Frauen in der Gemeinde geweissagt und gebetet haben. Dann frage ich ihn, warum dann die Frauen hier keine Kopftücher tragen. Darauf antwortet er ganz selbstverständlich: "Das gilt doch nicht mehr, das galt nur damals bei den Griechen." Also ist das Predigen und Beten für Frauen im Gottesdienst eine universelle Wahrheit - das Tragen der Kopftücher gilt aber nicht für heute: Kopftuch Gefäß Nr. 2, Predigtdienst von Frauen Gefäß Nr. 1. Die Tragödie daran ist nicht die unterschiedliche Betonung, sondern dass die eine der anderen Gruppe vorwirft, nicht "biblisch"...
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